Bauberichte

Islander BN-2 in 1:4

Nach sehr, sehr langen Überlegungen, was das nächste „Großprojekt“ werden soll, habe ich mich auf eine Britten Norman Islander BN-2 festgelegt. Der Grund war dabei weniger das eigentliche Aussehen, als vielmehr eine Reihe von Vorgaben, die ich mir selber gestellt habe. So sollte die Maschine auf jeden Fall alltagstauglich und „schnell“ zu bauen sein.

Alltagstauglich: Damit meine ich, dass das Modell nicht nur für Flugtage eingesetzt werden soll (das ist derzeit überhaupt nicht vorgesehen), sondern an schönen Wochenenden ohne viel Aufwand startklar ist und gutmütig fliegt.

Schnell zu Bauen: Schnell meint in meinem Fall, dass ich nach 2-3 Jahren weitestgehend fertig sein sollte (so lange hat es in der Vergangenheit eigentlich immer gedauert, da mir die Zeit zum Bauen fehlt).

Aus diesen Vorgaben habe ich dann mal die folgenden Punkte abgeleitet:

  • nach Möglichkeit kein Einziehfahrwerk
  • einfacher Rumpf- und Flächenaufbau
  • möglichst wenig Formenbau erforderlich
  • geringe Flächenbelastung
  • Verfügbarkeit von 3-Seitenansichten und Detailaufnahmen
  • Gewicht unter 25kg

Insbesondere wenn man nach einem einfach zu bauenden Modell sucht, das kein Einziehfahrwerk hat, stößt man fast automatisch auf die Islander. Auch wenn das Flugzeug vom Aussehen her gewöhnungsbedürftig ist, so habe ich mich dann doch Mitte 2006 entschieden, mit dem Bau zu beginnen. Durch den Bekanntheitsgrad dieses Fliegers war es auch möglich innerhalb kurzer Zeit viele Unterlagen zu besorgen.
Als Maßstab habe ich 1:4 ausgewählt, da das Modell mit einer Rumpflänge von ca. 2,72m und einer Spannweite von 3,73m, bzw. 4,04m (je nach Version) noch transportierbar erscheint. Das Abfluggewicht sollte in dieser Größe auch unter 25kg liegen, da es sich um einen einfachen Aufbau ohne Einziehfahrwerk handelt. Sicherheitshalber habe ich eine überschlägige Gewichtsberechnung durchgeführt.

Als erstes das Leitwerk:
Ich fange eigentlich immer mit dem Leitwerk an. Bei der Islander ist hier direkt Vorsicht geboten, da aufgrund der geometrischen Verhältnisse wirklich jedes Gramm hinten eingespart werden muss. Das Leitwerk entstand vollkommen in Styro-Balsa Bauweise, wobei nur sehr leichtes Styropor (ca. 13g/l) und Balsa verarbeitet wurde (kleiner 15Gramm pro 1,5mm Brettchen). Am Ende war das Gewicht glücklicherweise unter den Berechnungen, so dass man optimistisch dem weiteren Bau entgegensehen konnte.

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272 cm Rumpf:
Nach dem das „leichte“ Leitwerk fertig war und die Ausmaße des Fliegers damit erkennbar wurden, ging es an den Rumpf. Der Aufbau erfolgt in klassischer Spantenbauweise. Bei der Islander ist das relativ einfach, da im Bereich der Fläche alle Spanten weitestgehend identisch sind und sich nach hinten linear verkleinern. Insgesamt fiel die Wahl auf 20 Spanten, wobei ich nicht vorgesehen habe, dass der Rumpf teilbar wird! Die Länge von 272cm erschien mir einteilig transportierbar und ich wollte kein zusätzliches Gewicht hierdurch hinzubekommen, zumal eine sinnvolle Teilung einiges hinter dem Schwerpunkt gelegen hätte.
Die Spanten wurden vorne mit 5x5mm Kiefernleisten verbunden, hinten teilweise mit 5x5mm Kiefernleisten, teilweise 5x5mm Balsaleisten. Der ganze Rumpf wurde darauf hin mit 2,5mm Balsa (kleiner 25Gramm pro Brettchen) beplankt und verschliffen. Die gesamte Konstruktion erhält damit eine ausreichende, wenn auch nicht überragende Festigkeit.

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Die Flächenaufnahme wurde aus 6mm Buchesperrholz hergestellt. Dabei wurde die Kraft mittels mehrerer Lagen GFK Gewebe in die Kiefernleisten des Rumpfes und in die Beplankung geleitet. Hier habe ich sicherheitshalber einen Belastungstest gemacht. Der Rumpf wurde mit ca. 30kg Gewicht beladen (mehr wollte ich der Beplankung nicht zumuten) und anschließend an jede 2 der 4 Befestigungsschrauben einzeln aufgehängt. Bei einem späteren Rumpfgewicht von deutlich unter 10kg entsprach dass schon deutlich mehr als 3g die jede Hälfte der Flächenbefestigung für sich aufnehmen kann.

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Die Rumpfnase und den Bereich um das Cockpitfenster habe ich aus Styropor geschliffen und anschließend mit GFK überzogen. Die Rumpfnase wurde danach innen vom Styropor befreit und an der Oberfläche verspachtelt. Das Cockpitfenster wurde verspachtelt und anschließend abgeformt. Mit Hilfe der Form kann ein stabiler Rahmen für das Cockpitfenster laminiert werden. Aus der „Urform“ wurden die Fensterteile mit Übermaß ausgeschnitten. Diese Teile sollen später dazu dienen die Verglasung aus Polycarbonat zu drücken. Die Seitenscheiben können direkt aus Plattenmaterial hergestellt werden, da sie nur in eine Richtung minimal gebogen sind.

Motorgondeln:
Die Islander hat glücklicherweise nahezu identische Motorhauben, daher war es ausreichend hierfür eine Urform herzustellen. Aufgrund der Größe wurde die Haube ebenfalls in Spantenbauweise erstellt und mit 3mm Balsa beplankt. Aufgrund der Geometrie musste dann eine 3-teilige Form erstellt werden.

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Fläche:
Ich habe mich für dafür entschieden, die Fläche in Styro-Balsa Bauweise herzustellen. Ich halte diese Bauform für alltagstauglicher, da sie aus meiner Sicht beim Transport etwas unempfindlicher ist. Leider ist diese Bauweise bei der Fläche wohl etwas schwerer. Überschlägig (hat sich später bewahrheitet) hat die Fläche ein Volumen von ca. 100 Litern. Bei einem Gewicht von ca. 14g pro dm² Styropor sind das alleine 1.4 kg! Beplankt wird das Ganze mit 2mm superleichtem Balsaholz.
Ich habe mich entschieden, die Fläche dreiteilig herzustellen, d.h. ein Mittelstück mit bei den Motoren und dem Hauptfahrwerk und zwei abnehmbare Flächenenden. Durch die Teilung werden die Landeklappen auch in jeweils 2 Bereiche geteilt, wodurch pro Klappe dann jeweils ein Servo ausreichend sein sollte.
Als Steckung habe ich ein 50mm Alu-Rohr (2m Länge) von Petrausch genommen, das im Mittelstück durchgängig ist und jeweils ca. 40cm in die Flächenenden ragt. Diese Lösung erschien mir einfacher, als zwei getrennte Rohre, die in der Mittel (für ca. 40cm) durch einen zusätzlichen Holm verstärkt werden müssen.

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Motoren:
Die Wahl der Motoren habe ich mir nicht besonders leicht gemacht. Erst wollte ich meine beiden ZG62 nehmen, allerdings sind die sehr schwer (inkl. Hydromount, Schalldämpfer, …). Ein E-Antrieb fiel in diesem Fall eigentlich von Beginn an aus, ich wollte schon den Klang von 2 Verbrennern haben. Letzten Endes habe ich mich für 2 Saito Viertakter mit jeweils 50ccm entschieden. Die Boxermotoren passen glücklicherweise auch vollständig unter die Motorhauben.

Finish: Eine schwierige Frage bei einem vorbildähnlichen Modell ist immer die Lackierung. Ich habe mir auf airliners.net alles angeschaut, was irgendwie Islander hieß. Nach langen Überlegungen habe ich mich für die D-IAEB von Air Hamburg entschieden.

Noch schwerer war die Frage, wie mache ich das Ganze:

– Klassische Papierbespannung
– 25g Matte
– Bügelfolie

Nun ja, am Ende wurde es die Bügelfolie, genauer gesagt Oratex Gewebefolie. Der Grund war primär die recht große Oberfläche (ca. 10 qm). Papier oder Matte waren mir da ehrlich gesagt etwas zu viel Arbeit, zudem habe ich bisher nie ein Modell mit dieser Gewebefolie bespannt. Die relativ einfache Form (alles irgendwie doch rechteckig) machte das Bügeln auch zu einer einfachen Angelegenheit. Mit ca. 100g Gewicht/Quadratmeter ist die Folie zudem auch nicht besonders schwer.

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Am 13.07.09 war es dann soweit, der Erstflug stand an!!!

Es hat ja alles wieder viel länger gedauert, als geplant. Nach etwa 3 Jahren mehr oder minder intensiver Bauzeit war sie nun endlich fertig. Ein wenig nervös und inzwischen auch unsicher ob alles richtig gemacht wurde, ging es dann an den Start. Bei Motoren waren schon soweit eingestellt, so dass es ohne größere Abstimmungen direkt zur Sachen gehen konnte.
Wie erwartet reicht die Motorleistung mehr als nur aus. Nach gut 50-60 Meter (gut Halbgas) hob der Flieger nach leichtem Ziehen am Höhenruder ab. Zum meinem Erstaunen brauchte wirklich nichts getrimmt werden, alles stand perfekt (die Baufehler haben sich wohl optimal ausgeglichen). Entgegen meinen Gewohnheiten habe ich aber beim Erstflug nichts riskiert und bin nur Kreise geflogen. Ob sie wirklich auch leichten Kunstflug mitmacht wird sie noch beweisen müssen.
Nach einigen Platzrunden (Flugverhalten wie ein Trainer) habe ich mal einen langsamen Überflug gemacht. Erstaunt hat mich die relativ hohe Geschwindigkeit. Daraufhin habe ich mal in größerer Höhe die Wirkung der Landeklappen getestet. Die Wirkung (bei ca. 40 Grad) ist doch erheblich. Das Nachtrimmen auf Höhe ist fast zu vernachlässigen. Mit der Klappenstellung kam dann der erste Landeanflug. Der Flieger verhielt sich wirklich wie ein Trainer. Nach langem flachen Anflug setzte die Maschine weich auf und rollte noch ca. 50-60 Meter aus.

Puhhhhhhhhhh……….

Hier ein paar Aufnahmen von der fertigen Islander nach Ihrem erfolgreichen Erstflug.

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Wer Fragen oder insbesondere auch Anregungen zu dem Modell hat, oder an einem Nachbau interessiert ist, kann mich gerne kontaktieren: portheine[at]mfc-eschweiler.de