Bauberichte

JetCo XL

Die Entstehungsgeschichte eines JetCO XL.

Nach langem Überlegen, ob auch die Jetfliegerei was für mich ist, bin ich zu einer Antwort gekommen: „Ja“. Nur diese Antwort hat eigentlich nur neue Fragen aufgeworfen. Was für ein Modell soll es sein? Was für eine Turbine, Fahrwerk,…? Als Turbinenneuling steht man da erst mal vor einem Haufen Entscheidungen.

Am Anfang stand die Qual der Wahl…… welches Modell?

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Die Turbinenfliegerei ist ja inzwischen alles andere als eine Nischenerscheinung, folglich ist die Auswahl an Modell schon recht unüberschaubar geworden, was es bekanntlich nicht einfacher macht. Also fängt man mal mit ein paar Auswahlkriterien an. Das Modell sollte auf jeden Fall als Einstieg in die Turbinenfliegerei geeignet sein und eine gewisse Alltagstauglichkeit mit sich bringen. Auch wenn ich im Normalfall nicht gerade viel Wert auf Einziehfahrwerke lege, so halte ich sie beim Jet dennoch für fast obligatorisch. Ob das Modell nun ein Vorbild hat oder nicht war mir komischer Weise eigentlich egal. Komischer Weise? Ja, sonst lege ich immer viel Wert auf ein halbwegs vorbildgetreues Modell. Da es ein Trainer sein sollte war aber klar, dass das es erst mal um gute Flugeigenschaften und recht unaufwändige Technik ging. Das vorbildgetreue Aussehen darf da mal hinten anstehen. Da kommt später sicherlich noch mal ein anderes Modell ins Haus wenn mich die Turbinenfliegerei endgültig gepackt hat.
Bisschen schwerer waren dann wohl die Entscheidung der Größe und damit auch die Auswahl der Turbinengröße. Insgesamt fliege ich ganz gerne größere Modelle, so dass hier die Wahl auf irgendwas so zwischen 13-18kg Schub fiel.

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Ok, Auswahlkriterien fertig und schon war die Auswahl an in Frage kommenden Modellen nicht mehr so unübersichtlich. Da ich einen Hang zu leicht ausgefallenen Modellformen habe, fiel die Wahl am Ende auf den JetCo XL von PAF-Flugmodelle. Inzwischen ist die Modellform durch den klassischen JetCo, Bobcat, Boomerang und Konsorten zwar nicht mehr so exotisch, aber irgendwie gefällt mir diese markante Doppelrumpflösung, wie auch bei meiner Cessna 336, immer noch sehr gut.

Bau des JetCo XL
Nach der Entscheidung für den JetCo XL habe ich den Flieger bei PAF-Flugmodelle bestellt und nur wenige Tage später Vorort persönlich abgeholt. Der erste Eindruck vom Bausatz war wirklich gut. Gemessen an dem Listenpreis von seinerzeit 499,- Euro bekommt man ein beeindruckendes Modell, bei dem aber durchaus noch eine Menge zu machen ist. Für den Modellbau-Neuling nicht gerade ein direkt zu empfehlendes Modell, wenngleich eine Bauanleitung dabei liegt die heutzutage in der Qualität leider nicht mehr immer anzutreffen ist. Hinzu gab es noch unzählige Tipps und Baustufenfotos von Peter Adolf selber. Nachdem alles zum ersten Mal im Auto platzgenommen hat ging es stolz nach Hause um direkt mal alles unter die Lupe zu nehmen.

232cm Rumpf
Die Verarbeitung der GFK Rumpfteile, d.h. Rumpfmitte und die seitlichen Rumpfteile, ist durchweg gut. Es war nicht allzu viel an Nacharbeiten erforderlich.

Als Einziehfahrwerk wurde für den Flieger von Peter Adolfs das Behotec C50 mit Bremse empfohlen. Nun ja, unterdimensioniert ist das mal gerade nicht, aber schaden kann es ja auch bestimmt nicht. Also wurde das Fahrwerk inklusive Frästeilesatz genommen. Das war dann nicht gerade ein billiger Spaß, aber das Fahrwerk ist ja auch für die Ewigkeit gebaut. Der Einbau des Fahrwerks erfordert allerdings schon ein Stück Handarbeit.

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Der Frästeilesatz für das Fahrwerk passt zwar extrem gut, um eine stabile Fahrwerksaufnahme hinzubekommen sollte aber ein guter Verbund zwischen Ober- und Unterseite mittels der Fahrwerkaufnahme hergestellt werden. Um die Oberseite bei harten Landungen noch besser zu schützen, wurde zusätzlich noch eine Lage Hybridgewebe mit eingebracht.

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Das Bugfahrwerk wird einfach an einem Rumpfspant befestigt, der seinerseits aber gut im Rumpf verklebt sein muss.

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Damit die Beinchen auch zuverlässig ein- und ausfahren wurde auf bewährte Ventiltechnik von EvoJet gesetzt. Praktischer Weise ist sowohl das Bug-, als auch das Hauptfahrwerk im Rumpfmittelstück platziert. Das ist gleich mehrfach praktisch. Es sind keine Steckverbindungen für das pneumatische Fahrwerk erforderlich und der Flieger kann im Bastelzimmer auf seinen eigenen Beinen stehen, wenn man praktischer Weise passende Räder nimmt, die sich nicht platt stehen.

Was zu kritisieren war, war die Verarbeitung aller Nähte. Hier wäre ein zusätzliches GFK-Bändchen sicherlich von Vorteil gewesen. Zuerst war der Gedanke die Nähte von innen her zu verstärken, allerdings waren viele Stellen nicht gut zugänglich. Nach langem Überlegen fiel die Entscheidung die Nähte von außen mit einem GFK-Bändchen zu verstärken was natürlich einiges an Arbeit und Spachtelarbeiten mit sich brachte. Hier wollte ich aber kein Risiko eingehen, da ja am Ende nicht die kleine Turbine platznehmen wird.

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Fläche und Höhenruder
Sowohl die Fläche als auch das Höhenruder ist in Styro-Abachi ausgeführt. Die Qualität der Ausführung ist bei allen Teilen gut.

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Leider musste aber ein wenig an der Passgenauigkeit gefeilt werden. Die Steckungsrohrhülsen in den Flächen sind nicht exakt genug senkrecht zur Wurzelrippe verklebt. Als ich die Fläche das erste Mal angesteckt habe, entstand an der Vorderkante leider ein ziemlicher hässlicher Spalt, der so nicht bestehen bleiben konnte. Als Abhilfe wurde eine zusätzliche Wurzelrippe aufgeklebt die dann keilförmig nach hinten zugeschliffen wurde. Das war nicht gerade meine Lieblingsarbeit, da es auch gar nicht meine Aufgabe gewesen wäre, aber am Ende war es doch schnell erledigt. Zusätzlich wurden die Aufnahmen für das Steckungsrohr und die Torsionsstifte noch mit Frästeilen aus Holz verstärkt.

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Die restlichen Arbeiten waren Modellbaustandard. Entsprechend dem Plan wurden die Querruder und Landeklappen ausgeschnitten und verkastet. Als Anlenkung für die Landeklappen mussten ein paar selbstgefräste Scharniere herhalten, die einen Drehpunkt ein Stück weit unter der Fläche sicherstellten. Für die Servos waren runde Ausschnitte in den Flächen vorgesehen. Da ich aber eckige Servos fliege, wurden hier auch kurzerhand ein paar passende Servoaufnahmen gefräst.
Abweichend vom Plan wurde auch das Höhenleitwerk ohne Hohlkehle ausgeführt. Das wäre vielleicht aerodynamisch ein Stückchen besser, allerdings würden mir zu diesem Thema erst noch ganz andere Sachen einfallen. Das ist aber bei einem Turbinentrainer wohl nicht wirklich nötig. Dafür wurde natürlich der Tipp gerne übernommen das Höhenruder in der Mitte zu teilen. Jede Seite bekommt sein eigenes Servo. Bei Modellen dieser Größe sollte alles was die Ruder stellt doppelt vorhanden sein.

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Turbineneinbau
Kommen wir nun endlich zum Antrieb. Als Turbine wurde eine Booster B180 von EvoJet verbaut.

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Der Ausschnitt im Rumpf ist für kleinere Turbinen vorgesehen und musste daher verbreitert werden, d.h. es musste gesägt werden. Die verbleibende Turbinenaufnahme ist aber auch für den Laien gut erkennbar immer noch ausreichend stark dimensioniert, so dass das Anpassen ohne schlechtes Gefühl ging. Der Durst dieser Turbine erfordert dann aber auch die Mitnahme von entsprechend viel Petroleum, bzw. Kerosin. Da bei diesem Modell im Bereich des Schwerpunktes aber nicht beliebig viel Platz zu Verfügung steht bot es sich an den extra für diesen Flieger angebotenen Tank zu verwenden. Der nicht ganz billige GFK Tank fasst beeindruckende 4 Liter und sollte mehr als nur groß genug sein. Die Frage nach einem Hoppertank wurde erst mal mit einem „nein“ beantwortet, nach ein paar Diskussionen mit Arno Hausmann von EvoJet dann in ein „ja“ umgewandelt. Aber ganz ehrlich, ein „nein“ hätte es mit Sicherheit auch getan.

RC Einbau
Als Fernsteuerung sollte meine Jeti DS-16 zum Einsatz kommen. Die wesentlichere Frage war dann schon die Empfangsanlage. Aufgrund der doch teilweise enormen Kabellängen habe ich mal von der Idee Abstand genommen die Servos direkt am Empfänger anzuschließen. Hier sei nur kurz angemerkt, dass ich leider mal einen totalen Empfängerausfall aufgrund von statischen Aufladungen hatte. Ok, einmal in 40 Jahren Modellflug bei zugegeben richtig extremen Wetter. Dennoch fiel die Entscheidung auf zwei Jeti Satelliten zusammen mit einer PowerBox Competition SRS Box. Um einen groben Eindruck der Flugdaten zu bekommen wurde noch zusätzlich ein MGPS von Jeti kurzerhand mit eingebaut.
Versorgt wird das Ganze über zwei 2.100mAh 2S LiFes, die über eine PowerBox versorgt werden. Damit sollte schon mal das Signal vom Sender ziemlich zuverlässig im Modell wieder ankommen. Die Umsetzung in Bewegung erfolgt dann beim Höhen- und Querruder über Hitec HS-7955-TG Servos.

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Für die Landeklappen und das Bugfahrwerk fiel die Entscheidung auf einfache HS-645MG Servos. Die Idee dahinter war einfach eine Begrenzung der Stromaufnahme. Die Stellgenauigkeit und Kraft der Servos reicht völlig aus und selbst unter maximaler Belastung halten sie die Stromaufnahme in Grenzen. Lediglich das Bugfahrwerk bekam noch eine zusätzliche EvoJet Strombegrenzung spendiert damit im Fall eines Servosdefekts, durch einen Schlag beim Start, keine hohen Ströme den Flug belasten. Ok, man hätte es auch anders lösen können……
Nun kommen wir zu einem unerlässlichen Mischer. Die Landeklappen sind in den Flächenenden untergebracht und liegen durch die Pfeilung bedingt doch so einiges hinter dem Schwerpunkt. Dadurch ist ein nicht unerhebliches Nickmoment zu erwarten, wenn die Klappen ausgefahren werden. Leider fällt es schwer diesen Effekt abzuschätzen. Daher wurde kurzerhand ein freier Mischer von Landeklappen auf Höhenruder programmiert. Der Master Wert wurde über einen Proportionalregler von -60% bis 60% einstellbar gemacht. So konnte die Höhenbeimischung im Flug stufenlos angepasst werden.

Erstflug
Da die Bezirksregierung vor den Erstflug die Lärmmessung gesetzt hat, wurde erst einmal gemessen wie laut das Warmluftgebläse denn nun ist. Mit 88 dBA ist es sicherlich kein Flüsterjet, blieb aber in den vorgeschriebenen Lärmgrenzen unserer Aufstiegsgenehmigung.
Nach dem Nachtanken und dem Auffüllen des Drucktanks gab es nun keinen Grund mehr den Erstflug zu verschieben. Also, Flieger schön in die Lieblingsstartrichtung gestellt, da der Wind am frühen Abend nicht mehr vorhanden war. Klappen leicht ausgefahren, d.h. Höhenruder via Mischer leicht mit angestellt. Die Beschleunigung des Modells mit 16kg Schub (die B180 war reduziert) war schon beeindruckend und das Bugfahrwerk war schnell frei. Nach 50-60m folgte das Hauptfahrwerk brav und der Flieger lag sofort satt in der Luft. Nichts musste nachgetrimmt werden, alles konnte erst mal bleiben wie es war. Das Flugbild und der Sound waren einfach nur beeindruckend. Vom ersten Moment hatte man den Eindruck das Modell gut zu beherrschen und man wurde entsprechend schnell mutig. Direkt mussten mal ein paar Überflüge her um zu sehen wie sich das mit der Geschwindigkeit verhält. Neben dem Turbinengeräusch entwickelt das Modell einen durchaus beeindruckenden eigenen Sound. Das Grinsen wollte einfach nicht mehr aus dem Gesicht entweichen. Allerdings war ja noch eine Kleinigkeit zu testen. Was macht das Modell bei ausgefahrenen Klappen und wie lässt es sich landen? Also, Klappen raus und der Flieger stieg noch weg. 40% Höhenbeimischung war etwas viel für diese Klappenstellung. Da es per Drehregler einstellbar war, was eine echt gute Idee war, konnte das Modell völlig neutral getrimmt werden. Das machte den ersten Landeanflug zu einer echt entspannten Sache. Das Turbinchen drehte noch genüsslich auf ein Viertel der Gasstellung vor sich hin und der Flieger kam mit ca. 50 Grad Klappenstellung zur Landung rein. Im Endanflug wurde die Turbine dann ganz gedrosselt. Man merkt dem Modell dann aber schon sein Gewicht und den geringen Luftwiderstand an. Der Flieger verliert nicht gern an Geschwindigkeit, entsprechend schnell war der Flieger beim aufsetzten. Dank der Randbremsen konnte aber das Modell ganz entspannt zum Stillstand gebracht werden.

Praxistest
Beim Ausfahren der Klappen kam das erwartete Nickmoment voll zu tragen und konnte mittels Mischer vollständig ausgeglichen werden. Allerdings war die Geschwindigkeit immer noch recht hoch, was auch am fehlenden Gegenwind lag. Dennoch habe ich die Anlenkung sicherheitshalber so geändert, dass die Klappen auf gut 80 Grad fahren, was eine Höhenbeimischung von 35% ergab, immer an den Angaben der Anleitung orientiert. Die folgenden Flüge zeigten eine doch deutlich erhöhte Bremswirkung, die bei Gegenwind sicherlich nicht immer voll eingesetzt werden muss.

Optik….. ein außergewöhnliches Modell

Fazit
Nichts für Anfänger, aber unschlagbares Preis-/Leistungsverhältnis (mein 3tes PAF-Modell)

Auch wenn ich am Anfang die 4 Liter Treibstoff für ganz schön viel gehalten habe, so hat sich die Größe doch als sehr passend herausgestellt. Der Flieger verleitet einen ganz schön zum heizen. Die Turbine wird in so einem Modell nicht geschont und hat entsprechend Durst. Viel weniger sollte man daher auch nicht an Treibstoff dabei haben, wenn man sich für die 16-18kg Schubklasse entschieden hat. Man wird zwangsläufig auf Dauer der beste Freund des Petroleum-Händlers seines Vertrauens. Das GPS zeigt dann auch brav immer Geschwindigkeiten von 360-380km/h wenn mal der Gasknüppel was weiter vorne war. Wirklich Vollgas muss man dem Flieger vielleicht nicht auf der Geraden auf Dauer anbieten, wenngleich das GPS dann vorn eine 4 zeigt….
Die Frage mit dem Hoppertank wurde dann doch noch mal aufgegriffen. Die Keilform des Tanks führte beim Rückenflug dazu dass doch einiges an Luft gesaugt wird, gerade wenn der Tank schon was leerer ist. Konstruktiv bedingt kriegt man das Pendel nicht so platziert, dass es in allen Lagen gut arbeitet. Wer derartige Flugmanöver machen möchte, sollte speziell bei diesem Modell vielleicht doch einen Hopper nehmen. Falls aber dennoch mal die Turbine stehen bleiben sollte, so braucht man bei dem JetCo XL kein Schreck bekommen. Wer nicht in aussichtsloser Position zum Platz ist kann sich auf die super Gleiteigenschaften des JetCo XL verlassen. Die Klappen sollten in diesem Fall natürlich erst mal drin bleiben, da sie ja in erste Linie dafür gedacht sind den Restschub klein zu bekommen. Die erste Landung als Segler gelang fast besser als die ersten mit laufendem Triebwerk. Dennoch verzichte ich bis aufs Weitere gerne auf Absteller.
Alles in Allem bekommt man für sein Geld ein Modell mit einem sehr guten Preis-/Leistungsverhältnis was seinesgleichen sucht. Das Flugbild hat bisher noch fast jedem gefallen. Auch wenn am Boden über Details im Design gestritten werden kann, das Flugbild ist einfach super.

Insgesamt war es irgendwie richtig…. Der Einstieg in die Turbinenfliegerei, mal von dem zwischenzeitlichen erworbenen Twinjet mit Kolibri abgesehen, ist gelungen. Auch wenn der Einstieg in die Turbinenfliegerei viele Fragen aufgeworfen hat, am Ende waren doch viele Fragen richtig beantwortet. Der JetCo XL ist ohne Frage eine gute Wahl. Am Ende war da noch der eine oder andere Modellflieger-Kollege der mich angesichts des Preises des Modells etwas fragend anschaute und es doch nicht mehr so teuer fand…. ok, vielleicht sollte er erst mal nach dem Preis der Turbine fragen….. die hält aber auch hoffentlich noch länger….

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Wer Fragen zu dem Modell hat, kann mich gerne unter portheine@mfc-eschweiler.de kontaktieren.

Frank Portheine